Beitrag vom 21. Dezember 2017
Wieso entscheidet sich der Kunde für unser Produkt? Und warum stimmen die Kollegen unserem Konzept zu? Tagtäglich befinden wir uns in beruflichen Situationen, in denen wir auf die Zustimmung eines Anderen abzielen. Die Kunst des Überzeugens ist hierbei nicht, wie oft vermutet, von der reinen Argumentationsstärke abhängig. Viel mehr sind die psychologischen Prozesse und ihre Einflussfaktoren entscheidend. Wie programmiere ich nun ein ‚Ja‘ bei meinem Gegenüber?
Bereits vor dem Adressieren des eigentlichen Anliegens sollte die Empfänglichkeit für die Beeinflussung gesteigert werden. Das Zuvor bildet den psychologischen Rahmen, in dem die Einflussnahme stattfindet und kann somit für den Verlauf der Kommunikation ausschlaggebend sein.
Neben Worten und Taten beeinflusst auch die Atmosphäre die Empfänglichkeit für eine nachfolgend adressierte Botschaft. Das Schaffen einer positiven Atmosphäre und die damit verbundenen Assoziationen werden im Gehirn mit dem darauffolgenden Kontext verbunden. Eine ungezwungene und freundliche Atmosphäre dient als Voraussetzungen für einen positiven Gesprächsverlauf.
Beim Überzeugungsprozess spielt das Timing eine wichtige Rolle. Ein Einflussversuch ist erst wirksam, wenn er im richtigen Moment durchgeführt wird. Das Erzeugen gewisser Schlüsselreize unterstützt hierbei die Erfolgschancen der eigentlichen Beeinflussung. Solche Reize dienen als Auslöser bestimmter Erinnerungen, Überzeugungen oder Gefühle im Bewusstsein des Gesprächspartners. Sie wirken sich somit aktiv positiv auf die spätere Einflussnahme aus.
Das Steuern der Aufmerksamkeit führt dazu, dass auch das weitere Denken der Person gelenkt wird. Jeder Gedanke im menschlichen Gehirn ist wiederum mit weiteren Assoziationen verknüpft. Die gelenkte Aufmerksamkeit beeinflusst somit, welche Assoziationskette der Gedanken mit der eigentlichen Botschaft hergestellt wird.
Ein Beispiel hierfür kann in der Ansprache von Menschen im Zuge einer Verkaufsumfrage gefunden werden. Zu Beginn des Gesprächs werden die Personen gefragt, ob sie sich als hilfsbereiten Menschen beschreiben würden. Sofern diese Frage mit ‚Ja‘ beantwortet wurde, löst sie im Probanden den Gedanken „Ich bin ein hilfsbereiter Mensch aus“. Das wiederum lenkt dessen Aufmerksamkeit auf den Aspekt der Hilfsbereitschaft, was zu einer erhöhten Teilnahmebereitschaft führt.
Allerdings muss beachtet werden, dass die genutzten Trigger und die damit hervorgerufenen Assoziationen stark variieren können. Je nach Themengebiet des eigentlichen Anliegens und den mentalen Gefühls- und Einstellungskonzepten der zu beeinflussenden Person, kann die Wirkung auch ausbleiben oder gar gegenteilig ausschlagen. Diese Praxis ist daher gut durchdacht und vorsichtig zu gebrauchen.
Die mentalen Konzepte können sich von Mensch zu Mensch stark unterscheiden. Damit ist die Wahl des Schlüsselreizes äußerst bedeutsam und ausschlaggebend für die Wahrscheinlichkeit, dass sich der Gegenüber der Beeinflussung öffnet.
Jedoch gibt es einige psychologische Einflussfaktoren, die in der Natur der Menschen verankert sind. Sie weisen eine besonders hohe Wirksamkeit auf die Bereitschaft der Einflussnahme auf. Zu ihnen zählen das Prinzip der Dankesschuld, der Gemeinschaft, der Konsistenz, der Sympathie, der Autorität, der Knappheit und der sozialen Bewährtheit.
Dieses Prinzip setzt auf das System der gegenseitigen Dankesschuld. Das Konzept des Gebens und Nehmens ist bei vielen Menschen tief verwurzelt. In der Kunst des Überzeugens kann es genutzt werden, indem Dankbarkeit bei dem Menschen, den man überzeugen will, erzeugt wird.
So können Verkäufer beispielsweise dem Kunden zuerst ein viel zu teures und unrealistisches Produkt anbieten, welches dann vom Kunden abgewiesen wird. Die Abweisung löst eine innere Schuld sich erkenntlich zeigen zu wollen beim Kunden gegenüber dem freundlichen Verkäufer aus. Wenn der Verkäufer nun das eigentliche, günstigeres Produkt mit guter Qualität vorstellt, ist der Kunde eher geneigt, dieses zu kaufen, um seine Schuld zu begleichen.
Menschen streben nach der Integration in sozialen Geflechten. Wird die zu überzeugende Person darauf hingewiesen, dass eine geteilte Identität besteht – bspw. religiöser oder regionaler Art – wird eine Form der Nähe geschaffen, welche die Wirksamkeit der Einflussnahme erhöht.
Menschen streben eine persönliche Verlässlichkeit und Beständigkeit an. Dieses Bedürfnis führt dazu, dass Personen dazu neigen, sich an das eigene Wort und Stellungnahmen zu halten.
Die Sympathie gegenüber einem Menschen bewegt eine Person eher zu einer Zustimmung als zu einer Ablehnung. Das Gefühl von Gemeinsamkeit erhöht die Bereitschaft sich überzeugen zu lassen.
Bei gefühlter Unwissenheit vertrauen Menschen dem, was auch andere glauben, fühlen oder tun. Die dadurch wahrgenommene Machbarkeit, macht auch das eigene Umsetzen realistischer.
Die Angst vor Knappheit oder Verlust treibt Menschen an, sich schneller für etwas zu entscheiden. Die vermeintliche Knappheit eines Gutes steigert seinen Wert und macht es somit begehrenswerter.
Wer seinem Gesprächspartner mit Expertise und einem hohen Maß an Glaubwürdigkeit gegenübertritt, steigert das Vertrauen des Anderen in die eigene Person und somit die Wirksamkeit der Beeinflussung.
Rückt man nun einen dieser psychologischen Schlüsselreize in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit eines Menschen, erhöht sich die Wahrscheinlichkeit, dass dieser dem angetragenen Anliegen offener gegenübersteht.
Schlussendlich muss jedoch auch immer der ethische Aspekt miteinbezogen werden. Jemand anderem mittels dieser Taktiken schaden zu wollen, ist höchst unmoralisch und geht nicht selten mit einem hohen Reputationsverlust einher.
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