Gallup-Studie 2022

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Gallup-Studie 2022

Beitrag vom 30. Mai 2023

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Der jährlich erhobene Gallup Engagement Index misst neben anderen Themen vor allem die emotionale Bindung der Arbeitnehmenden zu ihrem Unternehmen. Die Ende 2022 durchgeführte Befragung stand unter schwierigen wirtschaftlichen Bedingungen aufgrund noch in 2022 geltenden Corona-Restriktionen, der Energiekrise, der hohen Inflation und der weiterhin angespannten Lieferkettensituation.

Der aktuelle Stand

Eine hohe emotionale Bindung an ihr Unternehmen konnte nur noch bei 13% (2021: 17%) der Befragten festgestellt werden, ein so niedriger Wert wurde zuletzt 2010 gemessen. Der Anteil von Mitarbeitenden ohne emotionale Bindung zum jeweiligen Unternehmen war mit 18% auch deutlich höher als im vergangenen Jahr (14%). Diese Mitarbeitenden haben „innerlich bereits gekündigt“ und kosten laut statistischem Bundesamt den deutschen Unternehmen jährlich zwischen 118,1 Milliarden € bis 151,1 Milliarden € aufgrund von gesunkener Produktivität.

Der Vergleich mit der Vergangenheit – Grund zur Sorge?

Die Gallup Studie zum Mitarbeiterengagement wird seit dem Jahr 2001 in Deutschland erhoben. Der derzeitige Stand in Deutschland ist mit den Jahren 2003 bis 2005 vergleichbar. Der Anteil von Arbeitnehmenden ohne emotionale Bindung zum Unternehmen erreichte im Jahr 2012 seinen Höchstwert, seitdem ist jedoch ein Trend zu einer höheren emotionalen Bindung erkennbar. So sank der Anteil nicht emotional gebundener Mitarbeitenden zwischen 2012 und 2021 von 24% auf nur noch 14%.

Sorgen bereiten die derzeitigen Engagement-Werte vor allem aufgrund der neu beobachteten Trendwende, die entgegen der positiven Entwicklung der vergangenen Jahre läuft.  Diese Entwicklung mag damit zusammenhängen, dass Unternehmen während der Corona-Pandemie einen verstärkten Fokus auf die Mitarbeitenden gelegt haben, welcher nun bei manchen Unternehmen zurückgeht.

Wechselbereitschaft der Beschäftigten und (Fehl-) Einschätzung des Arbeitsmarkts?

Die Gallup Engagement Studie 2022 hat neben der emotionalen Bindung auch weitere Faktoren gemessen und dabei einen Rekordwert aufgezeichnet. 81% der Befragten gaben an, dass es zurzeit gute Möglichkeiten gibt, eine neue Arbeit zu finden. Damit wurde der alte Höchstwert aus dem Jahr 2019 (72%) deutlich überboten und ist mit 2021 (52%) kaum noch vergleichbar. Dies führt auch dazu, dass nur noch 55% der Befragten mit Sicherheit im nächsten Jahr bei ihrem Arbeitgeber bleiben möchten (2018: 78%), in drei Jahren sogar nur noch 39% (2018: 65%). Wenn Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen ihre derzeitigen Jobchancen so positiv bewerten, entwickelt sich fast zwangsläufig eine kritische Haltung gegenüber dem aktuellen Unternehmen verbunden mit der Vorstellung, woanders sei das Gras grüner. Viele Arbeitnehmer haben möglicherweise ein verzerrtes Bild von der derzeitigen Wirtschaftslage und sehen im Fachkräftemangel die Möglichkeit, nach Belieben Jobs wechseln zu können, ohne im Blick zu haben, dass nahezu alle Unternehmen unter wirtschaftlichem Druck stehen.

Auch zu einer Veränderung ihrer Arbeitszeiten wurden die Arbeitnehmer befragt. So bejahten fast die Hälfte aller Arbeitnehmenden die Frage, ob sie ihre 40 Stunden Woche lieber innerhalb von vier anstatt fünf Arbeitstagen erledigen möchten. Und immerhin 38% der Befragten würden für dieses Modell auch das Unternehmen wechseln. Diese Stimmung kann für Unternehmen, bei welchen dieses Arbeitsmodell praktikabel ist, Chancen im Jobmarkt bedeuten.

Was sind die Vorteile einer hohen emotionalen Bindung der Arbeitnehmer*innen?

  • Reduktion der Fluktuation (18-43%)
  • 10% bessere Kundenbewertungen
  • 41% weniger Qualitätsmängel
  • 64% weniger Arbeitsunfälle
  • 81% weniger Fehltage

Das Wohlbefinden der Mitarbeitenden korrespondiert stark positiv mit ihrer emotionalen Bindung zu dem Unternehmen. Dies hat selbstverständlich auch einen Einfluss auf die Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens. Neben produktiveren Mitarbeitern konnte in der Studie auch festgestellt werden, dass die Gewinnung neuer Arbeitskräfte in Unternehmen mit hoher emotionaler Bindung effektiver gelingt. Gerade unter dem bereits angesprochenen Fachkräftemangel kann dies einen entscheidenden Wettbewerbsvorteil darstellen. Außerdem ist die Wechselwilligkeit der Mitarbeiter mit hoher Bindung zu dem jeweiligen Unternehmen circa um den Faktor 3 bis 4 gesenkt!

Um die emotionale Bindung der Beschäftigten mit ihrem Unternehmen zu verbessern, ist gute Führung ein zentraler Baustein. Eine nicht zufriedenstellende Führung erhöht die Wechselbereitschaft der Arbeitnehmer und führt zu weniger zufriedenen dadurch weniger produktiven Mitarbeitern.

Spannend im Zusammenhang mit der emotionalen Bindung zum Arbeitgeber scheint eine andere Auswertung des statistischen Bundesamtes, nämlich eine Betrachtung der Eheschließungsrate, die sicherlich auch als emotionale Bindung zum Lebenspartner*in interpretiert werden darf.

Hier die bloßen Zahlen in Prozenten zu Eheschließungen in Deutschland:

Jahr

unter 25 Jahre

25 bis unter 30 Jahre

30 bis unter 40 Jahre

40 bis unter 50 Jahre

 

in Prozent

in Prozent

in Prozent

in Prozent

1991

15,9

65,4

86,6

35,0

1995

9,9

55,6

84,3

36,1

2000

7,8

46,5

76,1

34,8

2005

6,4

39,2

65,5

29,7

2010

5,4

32,7

54,8

22,9

2015

4,4

27,6

47,7

19,9

2019

3,7

24,3

43,0

17,7

 

Die hohe Eheschließungsrate im Jahre 1991 dürfte noch mit der Deutschen Wiedervereinigung in Zusammenhang gebracht werden.

Vom Jahr 2000 (Gallup-Studien seit 2001) bis zum Jahr 2019 allerdings hat sich die Eheschließungsrate nahezu halbiert, hingegen schwankte die Rate der hohen emotionalen Bindung bei der Gallup-Studie lediglich in diesem Zeitraum stabil zwischen 12 % und 17 %.

Es muss die generelle Frage gestattet sein, ob die Menschen überhaupt noch bereit sind, langfristige emotionale Bindungen einzugehen. Zumindest scheint die berufliche Ebene deutlich stabiler als die private. Daher sollte für Arbeitgeber*innen weiterhin gelten, sich intensiv um Mitarbeiter*innen zu bemühen.

 

Bild: Shutterstock / View Apart

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